Besuch im eMotionRoom der Volkswagen AG in Wolfsburg – Best Practice der Region

Am 11. Juli 2023 haben Mitarbeitende des Instituts für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie der TU Braunschweig unter Leitung von Prof. Dr. Simone Kauffeld sowie weitere Projektpartner der AOS wie die Allianz für die Region und ITS Mobility den eMotionRoom des Volkswagen-Werks in Wolfsburg besuchen dürfen. Der eMotionRoom ist ein erlebnisorientiertes Format und ein Teilaspekt des sog. eMotionDays, bei dem sich Mitarbeitende mit den Themen E-Mobilität, Digitalisierung und Veränderung auseinandersetzen können. Der eMotionDay wird von der Lean Akademie betreut.  Andreas Ernst und Verena Blumberg gehören zur Lean Akademie und betreuen u.a. den eMotionRoom und haben die Führung vorgenommen. Mit diesem Besuch haben die Projektpartner Einsicht in ein Best Practice Beispiel der Region Niedersachsen erhalten, das die Veränderungsbereitschaft von Mitarbeitenden thematisiert und eine Weiterbildungsmaßnahme darstellt.

Mit dem eMotionDay sollen Mitarbeitenden des Werkes Wolfsburg, die Veränderungen in der Automobilproduktion und am Standort Wolfsburg näher gebracht werden. Zukünftig wird im Werk in Wolfsburg neben Verbrenner-Fahrzeugen auch der ID.3 produziert. Deshalb sollen die Mitarbeitenden die Thematik und den Bau von E-Fahrzeugen unter anderem mithilfe des eMotionDays kennen lernen. Neben der Vermittlung von Wissen soll die Transformation durch verschiedene Maßnahmen greifbar gemacht werden. Dazu werden Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen in kleinen Teams durch verschiedene thematische und interaktive Bausteine geführt. Der eMotionDay richtet sich an alle knapp 20.000 Mitarbeitende des Werkes Wolfsburg.

Programm & Ablauf des eMotionDay – interaktives Angebot  mit verschiedenen Bausteinen
Der eMotionDay ist ein eintägiges Programm und umfasst eine ganze Schicht für Mitarbeitende aus der Produktion.  Bereits der Beginn soll die Teilnehmenden auf die Themen Veränderung und E-Mobilität einstimmen. Die Teilnehmenden werden mit einem ID.Buzz an verschiedenen Stationen innerhalb des Werkes abgeholt und zum Veranstaltungsort, dem Lean-Center, gefahren.

Zum Programm des eMotionDays zählt ein Basis-Schulungsprogramm, bei dem die Mitarbeitenden in einem kleinen Team Basisfertigkeiten kennenlernen, die im Umgang mit E-Fahrzeugen relevant sind. Dazu zählt bspw. der Umgang mit Hochvolt-Steckern, die in E-Fahrzeugen verbaut werden. Mit diesem Schulungsprogramm werden die Mitarbeitenden nicht nur auf die neue Ära der E-Mobilität vorbereitet, sie können die nötigen Basisfertigkeiten auch an realitätsnahen Beispielen ausprobieren. Somit stellen Teile des eMotionDay auch eine Weiterbildung für Mitarbeitende dar. Die Thematik von Weiterbildungen von Fachkräften als Umschulungsmaßnahme spielt gerade in Zeiten des Fachkräftemangels eine immer größere Rolle.

In einem weiteren Bausteinkönnen die Mitarbeitenden mit Hilfe von VR-Brillen nicht nur neue Technologien erleben, sondern auch die Komponenten und Bauteile der Elektro-Fahrzeuge kennen lernen. Die Forschung zum VR-Einsatz zeigte, dass diese beispielsweise die Motivation und das Lernen von Teilnehmenden verbessern kann (van der Meer et al., 2023; Kavanagh et al., 2017). Diese Effekte werden durch den Einsatz von VR-Brillen im eMotionDay genutzt. Des Weiteren lernen die Mitarbeitenden in aufgezeichneten Experteninterviews wichtige Daten und Fakten zur E-Mobilität kennen. Diese neu gewonnen Erkenntnisse können in gemeinsamen Quiz-Runden getestet und vertieft werden.

eMotionRoom – Durch kollaborative Rätsel zur E-Mobilität der Zukunft
Darüber hinaus durchlaufen die Teams den sog. eMotionRoom. Dieser ist ähnlich wie ein Escape-Room aufgebaut: die Teilnehmenden müssen in einem geschlossenen Raum verschiedene Rätsel lösen, die sie weiter in die nächsten Räume und schließlich zum Ausgang führen. Im eMotionRoom sind die Räume thematisch aufeinander aufgebaut. Der erste Raum beschäftigt sich mit  der Vergangenheit. Die Teilnehmenden befinden sich im Jahr 1855 und begeben sich auf die Spurensuche von Erfindern, Erfindungen und Patenten. Sie erfahren unter anderem, dass das Patent für den ersten elektrischen Motor bereits im Jahr 1837 angemeldet wurde. Lösen die Teilnehmenden alle Rätsel, gelangen sie in den zweiten Raum, der die Gegenwart abdeckt. Hier werden der aktuelle Produktionsprozess und neue Technologien dargestellt. Die verschiedenen Produktionsbereiche von Volkswagen werden hierbei aufgegriffen, aus denen die unterschiedlichen Teilnehmenden stammen. So können sich alle Teilnehmenden integriert und als wichtigen Teil von Volkswagen wahrnehmen. Lösen die Teilnehmenden alle Rätsel, die thematisch ebenfalls mit der gegenwärtigen Produktion bei Volkswagen zusammenhängen, gelangen sie in den letzten Raum. Dieser ist futuristisch eingerichtet, da er die Zukunft abbilden soll. In diesem Raum lösen die Teilnehmenden Rätsel, die unter anderem mit der Strategie von Volkswagen als Anbieter für Mobilität zusammenhängen und erleben Technologien, die heute noch nicht flächendeckend im Einsatz sind. Im Anschluss an das erfolgreiche Lösen aller Rätsel reflektieren die Teams mit dem/r Trainer/in, der/die die Räume während der Spieldauer beobachtet, über den Verlauf. So können auch Themen wie die Teamarbeit oder Kommunikation der Teilnehmenden im Team reflektiert und auf die Arbeit übertragen werden.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der beiden Module endet der eMotionDay mit einer kurzen Evaluation der Erlebnisse und der Rückfahrt der Mitarbeitenden mit dem ID.Buzz. Die bisherigen Rückmeldungen der Mitarbeitenden zum eMotionDay sind sehr positiv. Auch die bisherige Forschung zeigte, dass Escape Rooms als interaktive Lernform geeignet sind, die Faktoren wie die Teamarbeit und kritisches Denken fördern und zu einem Wissensgewinn beitragen können (Fotaris et al., 2019). Auf der anderen Seite zeigte sich allerdings auch, dass Escape Rooms häufig nicht ausreichend evaluiert werden (Veldkamp et al., 2020), was beim eMotionRoom von Volkswagen berücksichtig wird. Durch die Nutzung dieses kooperativen Lernformates sollen die Teilnehmenden auf interaktive Art an die Transformation und E-Mobilität herangeführt werden.

Blick in die Zukunft – eMotionDay als Best Practice
Die Mitarbeitenden der AOS und des Projekts ReShape unter Prof. Simone Kauffeld durften die Bausteine des eMotionDays und den eMotionRoom in Kurzform durchlaufen. Die verschiedenen Bausteine wurden von den Teilnehmenden in Diskussionen analysiert und deren Umsetzung und mögliche positive Auswirkungen wurden angesprochen. Das ReShape-Team der AOS überlegt außerdem, wie dieses Best Practice Beispiel der Region für den Weiterbildungsverbund genutzt werden kann, um weitere Unternehmen und deren Mitarbeitenden auf die Transformation der Automotive-Branche vorzubereiten. Außerdem ist eine gemeinsame Erweiterung des bestehenden Evaluationskonzeptes angedacht, um daraus Erkenntnisse für weitere Maßnahmen in der Transformations-Begleitung zu gewinnen.
Wir danken Verena Blumberg und Andreas Ernst für den spannenden Tag und die gewonnenen Erkenntnisse!

Literatur

Fotaris, Panagiotis & Mastoras, Theodoros. (2019). Escape Rooms for Learning: A Systematic Review. 10.34190/GBL.19.179.

Veldkamp, Alice & Grint, Liesbeth & Knippels, Marie-Christine & van Joolingen, Wouter. (2020). Escape education: A systematic review on escape rooms in education. Educational Research Review. 31. 100364. 10.1016/j.edurev.2020.100364.

van der Meer, N., van der Werf, V., Brinkman, W-P., & Specht, M. (2023). Virtual reality and collaborative learning: A systematic literature review. Frontiers in Virtual Reality, 4, [1159905]. https://doi.org/10.3389/frvir.2023.1159905  

Kavanagh, Sm. Luxton-Reilly, A., Wuensche, B. & Plimer, B. (2017). A systematic review of Virtual Reality in education. Themes in Science & Technology Education, 10(2), 85-119.

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